Der lange Weg zum Notwender...
Notwender
Seit 1989 hat sich »Wir 18« immer mehr von der
faszinierenden Welt des Musicals gefangen nehmen
lassen.
Mit Ausschnitten aus »Hair« machten wir die ersten Gehversuche. Schritt für
Schritt ging´s weiter und wir wagten uns an die Highlights aus »Starlight Express«
und »Jesus Christ Superstar« Wir fanden damit beim Publikum immer
begeisternderen Anklang. Durch diese überaus positive Resonanz angestachelt,
brachten wir den Mut zu einem weiteren, für uns sehr großen Schritt auf: ein
abendfüllendes Musical. Mit Andrew Lloyd Webbers Erfolgsmusical »Joseph and the
Amazing Technicolor Dreamcoat« fanden wir ein Werk, das uns wie auf den Leib
geschneidert war.
Der Text war bald ins Deutsche übertragen und wir konnten mit den Proben
beginnen. Nicht im Traum hatten wir daran gedacht, dass unserer Premiere im
Frühjahr 1993 noch so viele ausverkaufte Veranstaltungen folgen würden, wobei
die Nachfrage nach unserem »Joseph« noch nicht nachgelassen hat. Auf den
Wolken dieses überwältigenden Erfolgs schwebend, trat natürlich mein schon
lange gehegter Traum wieder in den Vordergrund, nämlich ein eigenes Musical zu
schaffen. Zunächst versuchten wir eine Phantasiegeschichte, eine Art modernes
Märchen, zu schreiben.
Aber je weiter wir damit kamen. desto größer wurden unsere Zweifel daran. Wir
brauchten einen Stoff, der zu unserer Gruppe passte und, nicht zuletzt, auch
unserem Publikum gefallen würde. Ich wühlte zu Hause alle Bücher durch bis ich
schließlich bei der Allgäu-Trilogie hängen blieb. Nahezu gierig verschlang ich
diesen Lesestoff, und die Idee war bereits zu diesem Zeitpunkt geboren. Der erste
Teil (»Der Notwender«) schien meiner Meinung nach für die Bühne umsetzbar zu
sein. Der Franz Brack Verlag war von unserer Idee ebenfalls angetan, und die für
Übertragung und Erwerb der Rechte notwendigen Verträge waren bald unter Dach
und Fach, so daß die Arbeit auf unser neues Ziel hin beginnen konnte: die
wichtigsten Szenen des Romans mussten auf ihre Bühnentauglichkeit hin
untersucht, Probetexte und -kompositionen angefertigt werden.
Wir tasteten uns also langsam an die Geschichte heran. Oftmals nahezu endlose
Diskussionen über einzelne Szenen, über die Festlegung der Charaktere und die
szenische Umsetzung folgten Anhand der vielen Entwürfe, die meine
Mitkomponisten angefertigt hatten, musste die musikalische Grobrichtung
festgelegt werden. Stoffe wurden bestellt und unsere Damen begannen eifrig mit
dem Schneidern und Nähen der Gewänder.
Bühnenbilder wurden entwickelt, Logos entworfen und immer wieder geändert.
Verhandlungen mit der Stadt, den Sponsoren und den Medien standen auf dem
Plan. Stein für Stein fügte sich alles wie zu einem großen Mosaik zusammen. Es
gab Höhepunkte, aber auch Tiefpunkte mussten überwunden werden. Freude und
Enttäuschung lagen manchmal sehr nahe beieinander, aber unser »Notwender«
nahm immer mehr Form und Gestalt an. Dank der Mithilfe, Geduld und des großen
Vertrauens aller wurde ein lang gehegter Traum letztendlich doch noch zur
Wirklichkeit Im Schlusslied heißt es sinnigerweise auch. »Wenn ich alleine träume.
bleibt es nur ein Traum. Doch wenn wir zusammen träumen, von einer neuen Zeit,
wird der Traum der Anfang einer neuen Wirklichkeit« Wir haben den Traum vom
»Notwender« zusammen geträumt.
© WIR18 / Fotofabrik Kempten / 2013
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